Budapest, erster Eindruck, der Bahnhof: schön. Der zweite: ein kleiner, verschmierter TV-Monitor an der Mittelkonsole meines Taxis. Aufgeregt blickt der kleine, verschmierte Fahrer auf den Schirm. Das Bild pixelt stark, jeden Augenblick droht es zu zu zerfließen, wie die Gefühle des Taxifahrers. Es geht um Hunde. „Dogs kaputt“, sagt der Taxifahrer. „Drei“, zeigt er mit den Fingern. Oder auch vier. Ein Mann habe sie getötet und in eine Mülltonne geworfen (eine solche wird jetzt symbolhaft im TV gezeigt). Nun sei der Mann aber verhaftet worden, bedeutet der Taxifahrer. Ein Glück. Er, der Taxifahrer, habe selbst einen Hund, zeigt er. „Dog. Hund.“
In einem Innenstadt-Bierlokal läuft der Fernseher neben der Bar. Gezeigt wird eine Reportage über Hunde-Fitness – „kutyafitness“ steht in der Unterzeile. Ein übergewichtiger Dackel trainiert mit hechelnder Zunge auf einem Laufband. „Kutyafitness“, ruft eine dralle Kellnerin laut und zeigt auf den Bildschirm. Ihre Kollegin stellt den Ton lauter. Alle fiebern sie jetzt mit dem dicken Dackel und seinem Kampf gegen die Kilos. Keine hundert Meter weiter wird zu diesem Zeitpunkt demonstriert. Es geht um die Knebelung der ungarischen Presse. Nach zwei Stunden ist alles vorbei. Putztrupps räumen Zigarettenstummel und zertretene Papierfetzen weg, sie sind jetzt fast allein am Platz vor dem Parlament an diesem ungewöhnlich milden Januarabend 2011. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite führt ein alter Mann seinen Cockerspaniel Gassi. Der Hund humpelt, er hat nur drei Beine. An einer Häuserkante bleibt der Hund stehen und – naja – besäße er einen vierten Fuß, er hätte ihn gehoben. Gleichwohl: Es geht auch ohne. Ihm fehlt das vierte Standbein, aber er funktioniert. Er kann pissen, fressen, scheißen und mit viel Geschick vielleicht sogar vögeln. Es ist nur für uns Außenstehende etwas – ungewohnt. Nicht aber für den alten Mann. Geduldig wartet er, bis sein Hund fertiggepisst hat. Man gewöhnt sich an alles.